Hallo Pilzfreunde!
Kurze Einleitung: Dieser Artikel richtet sich an ambitionierte Züchter,
die gerade ins Hobby einsteigen und trotzdem eine Impfbox zu primitiv finden.
Ich beschreibe hier den Bau einer Reinbank, die im Endeffekt ca. 600€ und 6-7 Std. Basteln gekostet hat.
Bauartbedingt (Modulsystem) ist mein Gerät leistungsstärker und trotzdem mobiler als das oft zitierte Modell
unserer Freunde, den Orchideenzüchtern aus Neusiedel am See. Die haben für knapp €300.- einen
sehr respektablen Kasten gebaut! Hätte ich genauso gemacht, möchte aber mobiler und flexibler sein
und hätte es gerne auch ein kleines bißchen größer!
Mir gefallen aber auch die anderen Lösungen, die hier gezeigt werden.
Nicht jeder möchte soviel Geld versenken wie ich, und die wenigsten planen, in den nächsten 3 Monaten umzuziehen.
Bei den meisten von uns bleibt das Teil dann auch ein paar Jahre an der gleichen Stelle stehen.
Das wird bei mir nicht gehen......
Also:
Offensichtlich gibt es eine gewisse Nachfrage zum Thema Selbstbau-Flowhoods,
wie die Abrufzahlen zum Thema auf diesem Forum klar belegen....
Wenn man ein wenig recherchiert, wird auch klar, warum.......
Im Netz werden fertige Kästen auch für unter € 300.- angeboten.
Auf den früheren Fotos eines Anbieters (inzwischen gelöscht) sah man sofort,
daß dort Anfänger werkeln......keine Zugsicherung fürs Kabel, total dünnes Sperrholz,
dazu ein offensichtlich schwachbrüstiger Lüfter, und keinerlei Angaben zu Ampere/Db/Luftleistung.

Also eher was für Hefezüchter, Leute mit Hörschaden oder zuviel Geld / zuwenig Ahnung.
Nächste Kategorie sind dann aber schon Profibänke in Schrankwandformat.
Die kommen gern aus China (mäßige Qualität) oder aus Korea (meist besser).
Geräte aus der EU mit Prüfsiegel etc. sind natürlich auch zu haben.
Einfache Hoods aus Fernost gehen bei €1000.- los, was Gutes kostet gern das 5-10 fache.....
Eine Zwischengröße für Hobbyzüchter mit etwas höherem Anspruch
und etwas mehr Platzbedarf wird vom Markt leider gar nicht angeboten....
Einzelstücke ab €400.- kann man natürlich vom Tischler bauen lassen.
Als Heimwerker fand ich das alles sehr unbefriedigend.
Deshalb wollte ich das jetzt selbst versuchen.
Arbeitszeit sollte keine Rolle spielen.
Uns waren 5 Dinge dabei ganz wichtig:
1. Das Teil soll vorerst von einer einzelnen Person bewegt und innerhalb Minuten aufgebaut werden können.
2. Die gesamte Anlage muß in einen normalen Kombi-Pkw passen.
3. Wir möchten gern trotzdem zu zweit daran arbeiten oder auch mal Flaschen/Beutel reinstellen können.
4. Oberflächen sollten alle aus robustem und reinigungsfähigem Material beschaffen sein.
Deshalb wollten wir kein rohes Holz, sondern beschichtete Platten verwenden.
5. Das Teil sollte durabel angelegt werden, HEAVY DUTY sozusagen,
kein dünnes Sperrholz und jaulende Lüfter, sondern schwere Qualität,
wartungsarm, richtig laufruhig, vom Elektriker abgesegnet und mit langer Lebensdauer.
Hubraum statt Spoiler eben!
Wir haben uns dann für eine Modul-Bauweise entschieden.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Man kann sofort und nahezu überall loslegen, weil man das Teil ratzfatz aufbauen kann, wo man will.
Bei der Leistung/Größe könnten wir für kleine Arbeiten sogar auf Seiten und Decke verzichten
(Open Flow sozusagen. Machen ja auch viele Hobbyzüchter so.....)
Später könnte man bei Bedarf die Module zu einem Schrank zusammenbauen.
Oder man läßt Druckkammer und Lüfter getrennt und kann ein kleines Überdrucklabor einrichten,
wenn der Lüfter in einem anderen Raum läuft.
Materialkosten hatten wir mit € 600.- veranschlagt. Es wurde etwas billiger, weil wir
ein paar gebrauchte Teile verwenden konnten.
1.Teil: Druckkammer
Wir haben 19 mm dicke kantenverleimte Möbelbauplatten zu einem
Rahmen verschraubt und den stramm eingeschobenen Hepa mit Leisten fixiert.
Vorher an eine Seitenplatte einen Anschlußflansch für den Luftschlauch angebracht.
Wenn man später die Kiste um 180° drehte, könnte der Schlauch auch von der anderen Seite kommen.
So bleiben wir flexibel bei der Aufstellung.
Alles wurde im richtigen Moment mit Silikon verschmatzt, Griffe drangebaut, Hinterplatte drauf, fertig.
Verbaut wurde ein chinesischer HEPA mit ca.80 x 50 cm, benötigte Luftmenge 1.250 m³/h.
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2.Teil: Lüfter mit Vorfilter
Besteht aus einem Radialventilator Marke Systemair mit angekoppeltem Vorfilterkorb.
Walter ist ja der Meinung, daß man nur Schneckenhausventilatoren nehmen sollte, da nur diese
den erforderlichen Druck aufbauen können. Ich möchte wagen, dem zu widersprechen.
Moderne Hochleistungsradiallüfter machen auch einen hohen Druck, den sie im Gegensatz
zu Schnecken auch über mehrere Schlauchmeter aufrechterhalten. Sie sind aber auch erheblich lauter.
Wir haben uns ganz bewußt für ein Modulsystem entschieden, auch aus o.a. Gründen.
(eventuelle spätere Verwendung in einem Überdruckraum)
Dafür sind Schnecken nicht so toll, weil sie dann in eine Extra-Box müssen.
Außerdem ist der Leitungsverlust erheblich höher als bei Radiallüftern.
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Als Leistungsreserve haben wir ca.30% eingeplant für den Fall, daß doch irgendwann die
Filtermedien verschmutzen oder das Triebwerk künftig an einem entfernteren Platz aufgestellt wird.
Ich sehe schon die ganzen Cracks abwinken........Überdimensioniert! So ein dicker Lüfter! Gar nicht nötig!.........
Wir haben aber einen Stufentrafo integriert, mit dem man brumm- und vor allem verlustfrei 5 Stufen schalten/dimmen kann.
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Die brummfreie Dimmung auf wahrscheinlich 70% Nennleistung und die schiere Größe des Lüfters sorgen für eine
angenehm leise Arbeitsumgebung, sogar wenn der Lüfter direkt neben der Druckkammer steht.
Mit dieser Überleistung werden sogar mehrere Meter Schlauchverbindung möglich!
Und es wird dabei trotzdem nur soviel Strom verbraten wie benötigt.
Die Regelung mit stufenlosem Billigdimmer hingegen sorgt immer (trotz evtl.Zulassung)
für ein fettes Brummgeräusch (auch bei Schnecken) und es wird der Lüfterstrom verbraucht, der auf dem Typenschild steht,
obwohl der vielleicht nur zu 75% läuft. Nicht zu empfehlen.
Die Druckkammer ruht vorerst auf einer melaminbeschichteten Fläche und bekommt bei Bedarf
noch Seitenwände aus Möbelbauplatten und ein Dach aus einer transparenten Hohlkammerplatte.
Darüber hängen wir später eine vernünftige Beleuchtung, möglicherweise LSR.
Eine Spezial-UV-Röhre zur Keimreduktion der Arbeitsfläche
und der Umgebung soll später auch installiert werden.
Aktuell müssen die Module nur mit dem Schlauch verbunden werden und ab geht’s.
Wie wir im Bedarfsfall genau die Seitenwände/ Decke installieren, wissen wir noch nicht so genau.
Anfangs werden saubere Platten und Silikon reichen, später soll das Ganze vielleicht doch nocheinmal ganz anders aussehen. Für Tips und Ratschläge bin ich total dankbar, wer noch eine tolle Idee hat, bitte melden!
Wenn jemand mag,schicke ich auch per PN an gelistete Mitglieder genaue Angaben zu verbauten Teilen, Maßen, Bezugsquellen etc.
Ach ja, ob das Gerät denn wirklich 100%ig arbeitet (in Bezug auf Sterilität) weiß ich noch gar nicht,
erster Testlauf steht erst noch an!
Abschließend unsere Kalkulation: HEPA-Filter 81x45 im Alurahmen 155.-
19 mm Möbelbauplatte + Holzleisten 30.-
Marken-Radialventilator 1700 m³ 220.-
Plug’n play NoName-Stufentrafo 90.-
Vorfilterkorb mit Innen und Außenfilterung 55.-
Luftschlauch 2 Meter 10.-
Moosgummidichtungen am Lüfter 10.-
Anschlußflansch und Schlauchklemmen 10.-
Schrauben,Silikon, Kantenumleimer,Kleinteile 5.-
Ach ja Walter, ich arbeite auch grad an einem MiniMiniMiniFlowhood für die Türkei-Reise...
Läuft mit Babyzellen und passt garantiert in jede Seifenkiste!